Mittwoch, 31. Oktober 2012

A Streetcar Named Desire

Allmählich wird es eng. Mein Flug für Mittwoch Abend nach New York wurde ebenfalls gestrichen. Mein Ticket läuft jetzt auf Donnerstag Morgen. Wenn alles gut geht, dann erwische ich den Swissflug am Donnerstag Abend ab New York. Ansonsten werde ich ein grosses Problem haben. Nicht, dass ich auch diesen Flug umbuchen muss, sondern, dass es nicht leicht werden wird, ein Hotel in New York zu finden. Wir werden sehen.

Und was gibt es besseres, als sich gemütlich die Zeit zu vertreiben? Eine Velotour!
Dieses Mal in Richtung City Park. Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, nein, ich war nicht am Voodoo Festival. Freitag, Samstag und Sonntag war ich abends so kapputt, dass ich es nicht mehr an ein Konzert von Neil Young, Metallica oder Jack White geschafft habe.
Als musikalische Untermalung, während du den Blogeintrag anschaust, hier Neil Young. (Sorry für die, die im Büro vor einem gesperrten Youtube Kanal sitzen.)


Bevor ich jedoch meine Velotour begann, ging in natürlich frühstücken.
Vorbei an unzähligen Antiquitätenshops





































und Gallerien. (Das ist nicht gerade die eindrücklichste, ich weiss, aber bei den wirklich guten getraue ich mich gar nicht zu fotografieren. Ich war in einer Gallerie, die Fotografien verkaufte. Das teuerste Bild kostete 50'000 Dollar. Und es war wirklich gut.)


In einem Hinterhof war ein kleines Café.





































Du ahnst nicht was das für eine Freude war, endlich einen anständigen Grapefruitsaft zu bekommen. Das Croissant war... naja... ok. Da sind wir mit unseren Gipfeli halt schon ganz schön verwöhnt.



Dann düste ich los. Ich folgte der Chartre St bis ganz zum Schluss.






Sie endete hier bei dieser Bar. Ich fuhr dann die Burgundy St zurück bis zur Esplanade.



Dann die ganze Esplanade hoch bis zum City Park. Und glaub jetzt nicht, das war ein Zuckerschlecken. Es war so verdammt anstrengend. Die Fahrräder sind, keine Ahnung, 15kg schwer? Ich kann sie auf jeden Fall nicht hochheben. Dazu kommt, dass die Strassen teilweise völlig kapputt sind. Man wird richtig durchgeschüttelt, wirklich ganz unangenehm. Und während man alle Meter einen schlag in den Rücken kriegt, bläst einem auch noch der kalte Wind um die Ohren. Die Augen tränen nonstop. Natürlich war nicht die ganze Strecke so, aber es hat absolut gereicht.

Wie dem auch sei. Kurz vor dem City Park kommt man am St. Louis Cemetery No. 3 vorbei.




Und als ich das letzte Mal von dem Touristensturm erzählt habe, war das nicht übertrieben. Ich habe es hier gerade noch vor den Bussen reingeschafft.


Und dann drehte ich eine Runde im City Park. Sie waren noch immer bei den Aufräumarbeiten vom Voodoo Festival. Und auch hier gab es ganz schöne Fleckchen.

Die moosbehangenen Bäume werde ich am meisten vermissen.



Drei Stunden war ich wieder unterwegs. Doch etwas stand noch auf der Liste. Der Streetcar.
Es ist ja eigentlich nicht mehr als ein Tram, doch wenn man darin sitzt, dann fühlt man sich wirklich in die 20er 30er Jahre zurück versetzt. Innen drin ist alles aus Holz, der Chauffeur sitzt im gleichen Raum, und an der Endstation geht er durch und klappt die Sitzlehnen auf die andere Seite rum, sodass die Leute wieder vorwärts fahren können. Ich hätte es nicht gedacht, doch es ist tatsächlich ein Erlebnis einmal in einem Streetcar zu fahren.


1947 schrieb Tennessee Williams das Schauspiel "A Streetcar Named Desire". Bei uns besser bekannt unter dem Titel "Endstation Sehnsucht". Das Stück schrieb Williams in einem Haus hier im French Quarter, das heute noch besucht werden kann.
1948 und 1955 wurde Williams für seine Stücke "Endstation Sehnsucht" und "Die Katze auf dem heissen Blechdach" mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Und ich muss sagen, "Endstation Sehnsucht" gehört zu einem der besten Theaterstücke, die ich gelesen habe.
Wenn ich schon bei der Literaturgeschichte gelandet bin, dann darf hier William Faulkner nicht vergessen werden. Auch er lebte und schrieb in New Orleans. Ich war in einem netten kleinen Buchladen, dem Faulkner House, wo sein ganzes Werk vertreten war. Ich muss aber eingestehen, ich habe Faulkner auf Deutsch angefangen zu lesen, und das war schon anstrengend genug. Seine verschachtelten Sätze und der unaufhörliche Stream of Consciousness verlangen sehr viel Aufmerksamkeit, wenn man seine Konstrukte wirklich verstehen möchte.
Faulkner erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur und wurde später ebenfalls mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. "The Sound and the Fury" ist wohl eines seiner bekanntesten Werke, bei uns bekannt unter dem Titel "Schall und Wahn".




 

Dienstag, 30. Oktober 2012

Der Jazz lebt

Heute habe ich es mir im Armstrong Park etwas gemütlich gemacht. Ich dachte mir, noch etwas Sonne zu tanken bevor es zurück in die kalte Schweiz geht, wäre nicht schlecht.






 



Pukein' Pumpkin



Und die Amis schaffen es schon aus allem, das eigentlich noch gesund wäre, etwas Ungesundes zu machen.



Und hier meine 'Trick Or Treat' Ausbeute. (Wirklich.)




 

St. Louis Cemetery No.1

Auf Platz 1 der Friedhöfe in New Orleans steht ganz klar der St. Louis Cemetery No.1.

All die Touristengruppen, die mit einem Guide von Friedhof zu Friedhof ziehen, nerven ganz schön. Vor allem auf diesem hier, der 5 Minuten von meinem Hotel entfernt ist. Das Gelände ist schon fast zu klein, um dem grossen Ansturm etwas aus dem Weg zu gehen.

Hier ein paar Eindrücke vom Sonntag Morgen.

Wer mehr sehen möchte, der gehe auf: please_open_the_door







 




 

The Lights are off in the City that never sleeps

Ich bin ja schon froh, dass ich nicht in New York fest sitze. Nach unzähligen Versuchen habe ich es endlich geschafft, meinen Flug auf Mittwoch Abend zu verschieben. Hoffen wir nur, dass Sandy dann weitergezogen ist.

Im Moment spricht Michael Bloomberg zu New York. Normalerweise haben sie in 30 Minuten 1'000 Notfallanrufe. Im Moment sind es pro halbe Stunde 10'000 Anrufe. 4 Millionen Leute sind ohne Strom, ein Drittel davon in New York.

Da nehme ich den beissenden Wind hier gerne in Kauf.

And check out the pictures! Some people are crazy!

auf: Weather.com

 

Montag, 29. Oktober 2012

This is New Orleans

Eigentlich wollte ich ein paar Filme hochladen, die ich gemacht habe. Überall auf den Strassen spielen Bands, was total cool ist. Vielleicht wird das ja mal noch was.
Doch während ich hier auf den Rückruf von der Delta Airline warte - die wahrscheinlich im Moment total im Scheiss sind, weil alle Passagiere umgebucht werden müssen - kann ich New Orleans ja auch anders beschreiben.

Das French Quarter ist wie ein Dorf. Jeder Schweizer kennt dieses ungeschriebene Gesetz, wann es angebracht ist jemanden zu grüssen, wenn man ihm auf der Strasse begegnet. Für einen Ausländer bestimmt nicht einfach. In Zürich grüsst man niemanden, es gibt vielleicht Ausnahmen. In kleineren Dörfern jedoch grüsst man sich, wenn man einen Fremden kreuzt. Es gibt auch dieses Gesetz, wenn jam sich beim Spazieren über den Weg läuft, das gilt aber nicht, wenn man durch die Stadt flaniert. Es ist ein schwieriges Gesetz, das nicht leicht zu erklären ist.
Hier aber, im French Quarter, da scheint jeder jeden zu kennen. Sogar mich! Jeder grüsst jeden, sogar aus 10 Meter Entfernung. Wenn ich das Fahrrad abschliesse und neben mir öffnet eine ihr Fahrradschloss, wir grüssen uns. Ich stehe vor der Haustüre, rauche eine Zigarette und ein paar Vampire gehen vorbei, wir grüssen uns. Ich wechsle die Strassenseite, nicht weil ich der entgegen kommenden Person ausweichen möchte, wir grüssen uns. Und was für uns Schweizer (leider) total fremd ist: Immer mit einem riesen Smile auf dem Gesicht. (Vielleicht ist es auch der Alkohol, der hier in Strömen fliesst, doch das ist in diesen Fällen nicht der Grund.)

New Orleans, die Stadt der Schwulen. Und ich rede da nicht von den Homos in ihren Netzshirts und kurzen Jeans, die im Holzfällerstyle daher kommen. (Übel...) Nein, ich rede von den Schwulen, die man fälschlicherweise als Heteros verwechselt. Sie spazieren Arm in Arm durch die Gassen und knutschen an den Hauswänden neben den Gay Bars. Man denkt sich nur: Schade, dass der nicht im selben Revier jagt wie ich.

Polizeistunde gibt es hier nicht - zumindest nicht im French Quarter. Ich glaube, die schliessen kurz den Laden, wenn es keine Leute mehr hat und putzen für die nächste Schicht. Party 24 Stunden und es scheint, als ob sich niemand darüber beschwert. Man denke an das Niederdorf, wo die Anwohner sich ab dem Lärm stören. Ich frag mich wie die das hier machen? Ohropax vielleicht...

Ein paar der Taxis sehen aus wie Bullenautos. Sie sind wirklich schwer auseinander zu halten. Schon zwei Mal habe ich den Bullen zugewinkt, weil ich glaubte, es wäre ein Taxi. Warum die nicht angehalten haben? Polizei, dein Freund und Helfer?

Hier wird gehupt wie in Montenegro. Es ist nicht das Hupen "Geh auf die Seite, Mann!" Es ist "Hey! Hallo! Siehst du mich! Wie geht's dir?" Das irritiert ganz schön, wenn man das erste Mal mit dem Wagen in die Stadt rein fährt.

Die Vampire sind unter uns.

Ach ja, und den Lead habe ich zu dem Satz geändert, der New Orleans wohl ganz gut beschreibt.
Schon auf dem Hinflug bin ich ja ins Gespräch mit ein paar Leuten gekommen. Einer Kinderärztin und einem deutschen Geschäftsmann, der seit 30 Jahren in New York lebt. Am Schluss haben vier Flugzeugreihen miteinander gequatscht. Einen solchen Flug habe ich echt noch nie erlebt. Es war super.
Bereits da wurde ich mit Sprüchen eingedeckt. Ich sage nicht, dass ich sie gut finde, doch ich möchte sie hier mit dir teilen.

"Was ist die Ehe? Sie ist der Versuch, Probleme zu zweit zu lösen, die man alleine gar nicht hätte."
und
"Die medizinische Erklärung für ein Kind: Ein psychotischer Zwerg mit guten Aussichten."

Das ist der Humor einer Kinderärztin aus New York, die auf dem Weg nach New Orleans war, um einen Vortrag zu halten.

Nun gut...
:)
 

This is Halloween!

Das French Quarter feiert Halloween und ich habe sie alle gesehen.

König, Schneemann, Indianer, Sambatänzerin, Soldat, Polizist, Pharao, Krankenschwester, Bauarbeiter, Metzger, Vampir, Walter, Darth Vader, Dixie Chicks, Tote, die Pest, Heidi, Hexe, Zauberer, Nacho Vega, Hippie, Zombie, Schulmädchen, Kuh, Pferd, Elvis, Nikita, Pilot, Dirigentin, Poison Ivy, Donnie Darko, Jack Sparrow, Konkubine, Klempner, Hannibal Lecter, Kiss, Maximus, Bunny, Freddie Mercury, Skelett, Neanderthaler, Axl Rose, Katze, Superman, Wonderwoman, Mickey Mouse, Rotkäpchen, Biene Maya, Fussballer, Till Eulenspiegel, Batman und Robin und viele mehr.

Ich habe sie alle gesehen.

Fehlte eigentlich nur noch Daryl Dixon.

Etwa 90% der weiblichen Figuren waren Männer.
Die Bar auf der anderen Strassenseite spielte jeden Song, den Madonna jemals aufgenommen hat.

Ich schätze mal, die Kiddies werden dann am Mittwoch losziehen und nach Süssem oder Saurem rufen.
Die Erwachsenen gaben sich mit Alkohol zufrieden.
So ziemlich jeder war sturzbetrunken.

Und die Leute hier kennen wirklich nichts. Es hat abgekühlt. Die kalten Winde von Sandy haben auch New Orleans erreicht. Während ich mit Kappuzen- und Lederjacke draussen eine Zigarette rauchte, tanzten Frauen und Männer bloss in Unterwäsche bekleidet durch die Strassen. Selbst der Taxifahrer heute hat sich noch immer gewundert, wie die das ausgehalten haben - nachts bei etwa 8 Grad.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Hello Sandy!

Wir werden sehen, was die kommende Woche ausser Regen noch alles bringen wird. Mein Flug Montag Morgen nach New York ist bis jetzt noch nicht gestrichen. Hm... wäre mal was Neues wegen eines Hurricanes irgendwo zu stranden.

 

French Market und French Quarter




















































Und natürlich darf das Wappenzeichen von New Orleans nirgends fehlen.

Fleur de Lis






































Und noch ein paar Eindrücke mehr von New Orleans